Anders denken, anders handeln, anders sein
Das Projekt „Anderswelt“ beinhaltet drei zentrale Aspekte: „anders denken“, „anders handeln“ und „anders sein“.
„Anders denken“ steht für die Entwicklung und Umsetzung von neuen Lern- und Bildungsformen, die Lust machen und kognitive Zugänge durch emotionale und affektive Lernformen ergänzen und bereichern. Vor dem Hintergrund freiwilliger Angebote im Feld der außerschulischen, politischen Bildung bedeutet dies methodisch vor allem mit non-formalen Formaten, wie Liverollenspielen, Drama Games oder Alternate Reality Games zu arbeiten – also storybasierten und cross-medialen Handlungsansätzen, aber auch mit erfahrungsbasierten Angeboten und Workshops in der Natur oder in Form von Urban Gardening. Der Vorteil dieser Methoden ist ein hoher Erlebnis- und Eventcharakter, der eine hohe Motivation schafft, sich zu beteiligen. Durch ihren hohen Partizipations- und Interaktionsgrad stellen sie zudem einen thematischen Rahmen dar, der viel Freiraum für Selbstwahrnehmungs und -Bildungsprozesse bietet.
Die Qualität dieses spielerischen Ansatzes liegt dabei weniger in der Formulierung konkreter Zukunftsszenarien, als vielmehr im Erwerb von Handlungskompetenzen, um gegenwärtige Entwicklungen kritisch zu hinterfragen, alternative Perspektiven einzunehmen, Strukturen zu identifizieren und sie auf ihre Anwendbarkeit hin zu überprüfen. Um die Spielinhalte möglichst eng in die Lebenswelt der jeweiligen Zielgruppen einzubinden, ist ein durchgängiger Beteiligungsprozess von Jugendlichen und Peers von der Vorbereitung, über das spielerische Angebot bis hinein in den anschließenden reflexiven Prozess vorgesehen. Eine offene, wertschätzende und fehlertolerante Atmosphäre sowie die Einbeziehung der jungen Menschen in Entscheidungen und Aushandlungsprozesse bilden die Basis für einen gemeinsamen Lernprozess auf Augenhöhe.
„Anders handeln“ steht für den Erwerb und die Erprobung von persönlichen Gestaltungs- und Handlungskompetenzen im Verlauf der Bildungsangebote. Dabei geht es zunächst darum, zu erkennen, welchen Einfluss das individuelle Handeln für die Gesellschaft hat. Mit dem Erkennen der eigenen Handlungsmacht und Selbstwirksamkeit wird ein Aushandlungsprozess angestoßen und gemeinsam erörtert, wie man die veränderte Sicht- und Denkweise in ein verändertes Handeln transformieren kann. Dabei geht es um das Anpassen eigener Routinen und Handlungsweisen, das Kennenlernen und Erproben guter Praxisbeispiele, aber vor allem auch um ein Empowerment durch das gemeinsame Tun. Hierbei soll auch die Auseinandersetzung mit (politischen) Entscheidungs- und Machtstrukturen, die Begegnung mit lokalen Entscheidungsträger*innen sowie mit erfahrenen Netzwerkakteur*innen eine Rolle spielen. Das Projekt versucht dafür, über einen längeren Zeitraum und in verschiedenen Projektaktivitäten langfristig mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten, und sie wiederum auch in den Transfer der Methoden an neue Projektgruppen einzubinden.
„Anders sein“ bezieht sich zunächst auf das angestrebte Projektergebnis: junge Menschen sollen selbstständig, empathisch und mit einer differenzierten Perspektive auf Strukturen kritisch und selbstbewusst handeln können.
Gleichzeitig bezieht es sich auf die organisatorische Rahmung des Projekts: Teilnehmende sollen einen geschützten Rahmen erfahren, in dem sie sich ausprobieren und lernen dürfen, in dem sie empathisch für Gemeinsamkeiten sein sollen, aber eben auch „anders sein“ dürfen. Es sollen Formate gestaltet und entwickelt werden, die an die Lebenswirklichkeit junger Menschen anknüpfen, die digitale und hybride Möglichkeiten nutzen, dabei aber auch nicht-nachhaltige Entwicklungen und Mitbestimmungsprozesse des digitalen Raumes kritisch in Frage stellen. Es soll mit kurzfristigen, offenen Angeboten experimentiert werden, vorrangig aber mit Formaten, die über mehrere Projektteile verbunden sind. Das Projekt soll Lust auf Lernen, Spielen, Ausprobieren und Selbstwahrnehmung machen, dabei aber auch Sinnhaftigkeit und Wirkung beinhalten. Nicht zuletzt soll auch das eigene, institutionelle Wirken im Sinne der Nachhaltigkeit bei der Durchführung und Ausgestaltung hinterfragt werden. „Anders sein“ soll auch die Darstellung des Projekts und des eigenen Handelns. Dem sozialen Umfeld die eigenen, veränderten Handlungsweisen zu vermitteln hilft dabei, sich als Teil einer globalen Transformation zu verstehen, um Sichtbarmachung und Veränderung auch im eigenen Umfeld anzustoßen.